4 Typen des Städtebaus: Welche Methoden haben sich durchgesetzt?
Seit sich die ersten Menschen als Siedler dauerhaft niedergelassen haben, mussten sie sich innerhalb ihrer Gemeinschaft entsprechend organisieren, um für die günstigsten Lebensbedingungen, den eigenen Schutz und damit das Überleben zu sorgen. Während damals vor allem Sicherheitsaspekte und die grundlegenden Bedürfnissebeim Städtebau im Vordergrund standen, hat sich das selbstverständlich im Laufe der Zeit deutlich verändert.
Später kamen zusätzliche Faktoren wie die Einbeziehung religiöser Zentren oder bedeutungsvoller Grabmäler hinzu. Basierend auf der Bedeutung dieser heiligen Stätten kristallisierten sich in den Kulturen der Vergangenheit ebenfalls unterschiedliche Architekturstile heraus, die bis heute erhalten sind. Ein sehr markantes Beispiel dafür sind die Pyramiden des Alten Ägyptens, die auch heute noch als Element in Spielen wie dem beliebten book of dead oder auch bekannten Filmen aufgegriffen werden.
Pyramiden werden heutzutage nicht mehr gebaut, aber die Bauarten sind nicht in Vergessenheit geraten. Doch wie genau unterscheiden sich die gängigen Stadtkonzepte weltweit und was ist dabei wichtig zu wissen?
Was versteht man unter dem Begriff Städtebau eigentlich?
Grundsätzlich bezeichnet Städtebau das Zusammenspiel aus bewusster Stadtplanung und der Architektur der entsprechenden Epoche im jeweiligen Kulturraum. Für die Wahl der idealen Lage einer Stadt galt es schon immer, auf möglichst optimale geografische Rahmenbedingungen, reichhaltige Ressourcen sowie eine gebiets- und kriegsstrategisch sinnvolle Ausrichtung zu achten.
Dazu zählten neben günstigen topografischen Begebenheiten auch ausreichende Süßwasserversorgung, fruchtbare Böden, einfachen Zugang zu Handelsrouten sowie gewissen Schutz durch natürliche Hindernisse wie Berge oder Flüsse vorzufinden. Auf dieser Grundlage wurde festgelegt, wie die konkrete Grundstücksverteilung, die Anordnung von öffentlichen Plätzen und Gebäuden sowie das Verkehrsnetz aussehen sollten, um in der Gesamtheit als System zu funktionieren.
Auch die Wasser- und Abwasserversorgung spielte ab einem bestimmten Entwicklungsstand eine entscheidende Rolle. Mit gut durchdachten Städtebau sollte somit schon immer gewährleistet werden, die Bevölkerung ernähren und verteidigen zu können, sowie die eigene Macht kontinuierlich auszubauen.
Welche Aspekte gilt es zu berücksichtigen?
Wenn es darum geht, was eine Stadt letztlich zu einer Stadt macht, kommen hier zusätzlich zur räumlichen Anordnung noch weitere Punkte hinzu, die das Zusammenleben bestimmen. Dazu zählen unter anderem die Einführung einer Gesellschaftsordnung mit Obrigkeiten und Gesetzen, die Zuteilung von wirtschaftlichen Nutzflächen, ein Tausch- und Handelswesen sowie öffentliche Strukturen.
Jedes Stadtbild hat sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert, da der Mensch sich weiterentwickelte und seine Bau-, Leben- und Arbeitsweise damit permanenten Fortschritt durchlaufen hat. Missstände wurden nach und nach ausgeräumt, die hygienischen Verhältnisse und damit der allgemeine Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessert.
Doch selbst heutzutage, wo wir von bereits bewährten Rahmenbedingungen profitieren, ist immer noch kein Status Quo erreicht. Ganz im Gegenteil sogar, da sich jede Stadt in ständigem Wandel befindet – bei manchen mag das nur wenig spürbar sein, bei anderen umso deutlicher.
So oder so ist unumstritten, dass permanente Anpassung und Optimierung stattfinden, um den dringlichsten Anforderungen der aktuellen Zeit gerecht zu werden. Die jeweiligen städtebaulichen Maßnahmen sind dabei abhängig vom Grad des Bevölkerungswachstums. Doch auch Umweltaspekte, die geltenden juristischen Bestimmungen und geografische Einflussfaktoren spielen mit in diese Entscheidungen hinein.
Welche Bauarten lassen sich prinzipiell unterscheiden?
Es haben sich quer durch die Jahrhunderte und kulturellen Einflüsse ganz verschiedene Muster herausgebildet, die aus gewissen Gründen für funktionell, sinnvoll und auch optisch ansprechend erachtet wurden.
Man erkennt dabei, dass es sowohl kurvenförmig als auch radial und komplett verwinkelt angelegte Stadtzentren gab, die immer möglichst ideal in das Umland eingebunden waren – beispielsweise durch die Landnutzung per Terrassenbau. Und obgleich es viele Mischformen und Überschneidungen gibt, kann man wohl die folgenden 4 Stile als am signifikantesten herausstellen:
1) Altes Ägypten
Hier standen der Toten- und Königskult im Vordergrund und es ist auch unschwer am Aufbau alter ägyptischer Städte zu erkennen, die teilweise vor über 3000 Jahren entstanden sind.
Die Tempel- und Palastanlagen nehmen räumlich den größten Anteil ein, während die Grabstätten der obersten Herrschaftsklasse außerhalb oder an besonders heiligen Orten lagen. Die strikte Verwaltung verhalf dem Volk der Ägypter seit Anbeginn ihrer Hochzeit zu viel Macht und Einfluss und damit auch zu Reichtum, der sich in der Bauweise niederschlug.
2) Europa
Europäische Städte verfolgten den Zweck, gleichzeitig als Befestigungsanlage, Sitz der höchsten Amtsträger und Verwaltungsorgane sowie ein religiöses Zentrum zu dienen. Das schlug sich in einer kreisförmigen oder auch quadratischen Anordnung um die Hauptkirchen mit den wichtigsten öffentlichen Plätzen herum – oft auch in den Dörfern.
Das alte Rom mit seinen öffentlichen Bädern und dem hierfür notwendigen ausgeklügelten Wasser- sowie Abwassersystem galt als Vorreiter für Kanalisationssysteme. Außerdem wiesen die wichtigen Städte beim Städtebau gewaltige Schutzmauern um den Stadtkern auf. Um die einstigen Altstädte herum haben sich nach und nach stadtnahe Wohnviertel sowie Außenzonen und Gewerbegebiete angesiedelt.
3) Orient & Asien
Hier legten zwar ebenfalls Gotteshäuser und Märkte die entscheidenden Orientierungspunkte fest, die restliche Straßenanordnung ist jedoch viel unregelmäßiger und gerade in besonders heißen Ländern auch durch schmale Gassen und eine schattenspendende Bauweise geprägt. In der heutigen Zeit ist immer noch eine starke Verbindung zwischen dem traditionellen Kern und modernen Neubauten erkennbar.
Diese Mischung aus Alt und Neu verleiht der Stadt ihren einzigartigen Charme. Historische Gebäude und verwinkelte Gassen bieten nicht nur Orientierung, sondern auch Abkühlung und Schutz vor den intensiven Sonnenstrahlen.
4) Kolonien in Übersee
Unabhängig davon, ob die Kolonien in Australien, auf dem afrikanischen Kontinent oder durch die Eroberung Lateinamerikas entstanden sind – sie wurden größtenteils sehr planmäßig nach einem geometrischen Grundriss angelegt, dessen Längs- und Querstraßen einer logischen Nummerierung folgten. Während der späteren Ausdehnung der Städte ging dieses System allerdings immer mehr verloren.
Ebenso brachten die späteren Siedler dieses Schachbrettmuster auch in die USA, das am Beispiel von Chicago, New York oder Miami wunderbar aus der Vogelperspektive betrachtet werden kann.
Welche Lösungen haben sich am meisten bewährt?
All die soeben erwähnten Konzepte waren zu ihrer Zeit sehr erfolgreich und sind es zu großen Teilen bis heute, wenngleich von den ägyptischen Strukturen beim Städtebau vergleichsweise wenig übriggeblieben ist. Je nach Lage und Topografie musste man bei der Neugründung von Siedlungen jedoch auch immer wieder davon abweichen, um sich an die natürlichen Bedingungen anzupassen.
Allerdings wurden seit Mitte des letzten Jahrhunderts kaum noch neue Städte hinzugefügt. Stattdessen findet rund um den Globus eine enorme Landflucht und damit zahlenmäßig immense Zuwanderung in große Städte statt. Hierdurch verschmilzt zum einen das Umland immer mehr mit der Stadt, wodurch sich riesige Ballungszentren ergeben.
Zum anderen entstehen soziale Brennpunkte in den Randgebieten, die von Armut und den damit verbundenen Problematiken bestimmt werden, ihre ganz eigene Dynamik entwickeln und oftmals von städtebaulichen Maßnahmen überhaupt nicht berücksichtigt werden.