Schoßgebete
Der Film „Schoßgebete“ ist der 2011 erschienene, zweite Bestseller der Autorin Charlotte Roche, die schon mit ihrem ersten Roman und Kinofilm „Feuchtgebiete“ für Aufsehen gesorgt hat. Der Roman lässt uns drei Tage am Leben der Fotografin Elizabeth Kiehl teilhaben, die nach einem traumatischen Ereignis, ein gespaltenes Leben führt.
- Amazon Prime Video (Video on Demand)
- Lavinia Wilson, Jürgen Vogel, Juliane Köhler (Actors)
- Sonke Wortmann (Director) - Tom Spieß (Producer)
- Audience Rating: Freigegeben ab 16 Jahren
Die Therapien bei der Psychotherapeutin, ihre Ängste, ihre Rachegelüste aber auch ihr Humor gehören ebenso zu ihrem Alltag wie die Sexpraktiken mit ihrem älteren Ehemann und ihre Angst keine gute Mutter zu sein. Das Buch ist zum Teil autobiographisch, die Autorin verarbeitete in diesem Werk ihre ähnliche Vergangenheit. Ihre Verletzlichkeit und den Versuch es allen Recht zu machen, präsentiert uns Elizabeth in einer direkten, trivialen Sprache in der Ich-Form.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
Der Roman „Schoßgebete“ wurde 2013 vom deutschen Regisseur Sönke Wortmann verfilmt. Das Drehbuch stammt von Oliver Berben, der sich die Filmrechte an der Constantin Film gesichert hatte, die Musik von Martin Todsharow. In Deutschland startete der Film im Herbst 2014. Hauptdarstellerin ist die schöne Lavinia Wilson als Elizabeth, die der Autorin Roche, zum Verwechseln ähnlich sieht. Ihren älteren Ehemann spielt Jürgen Vogel, der in dem Film eine ungewöhnliche Seite von sich zeigt und mit sehr zärtlichen Szenen überrascht. In weiteren Rollen kann man Juliane Köhler als Psychotherapeutin, Anna Stieblich, Robert Gwisdek und Paulette Rollmann bewundern. Der Film wurde ab dem 16. Lebensjahr freigegeben.
Der Film selbst, lässt die dreckigsten Sexszenen des Romans weg, er ist ertragbarer als das Buch und eher im Bereich der Tragikkomödie anzusiedeln. Wortmann bringt eine verfeinerte Version des Romans auf die Leinwand und bringt die Geschichte sehr nah an die Zuschauer heran.
Zusammenfassung & Story vom Film „Schoßgebete“
Die dreiunddreißig Jahre alte Elizabeth ist Fotografin und mit dem um siebzehn Jahre älteren, vermögenden Galeristen Georg Kiehl verheiratet. Die beiden lernten sich vor sieben Jahren kennen, als Elizabeth ihre Fotos ausstellen wollte. Georg war damals mit einer anderen Frau verheiratet, die gerade hochschwanger war, dieser Ehe entstammt Max, sein Sohn, der jetzt bei seiner Mutter lebt. Elizabeth hatte gerade Liza, ihre Tochter zur Welt gebracht, als sie eine Affäre mit Georg anfing und gleich wieder schwanger wurde. George bestand auf einer Abtreibung. Kurze Zeit vorher wollte Elizabeth ihren damaligen Freund Stefan in London heiraten.
Auf dem Weg zur Hochzeit in die britische Hauptstadt kam ihre Mutter Elli mit Elizabeth`s Bruder Harry und ihren Halbbrüdern Paul und Lukas mit ihrem Auto in eine Massenkarambolage. Alle drei Brüder verbrannten, Elli wurde zwar aus dem Wagen gezogen, aber ihre Beine waren bis auf die Knochen abgebrannt. Elizabeth gab sich die Schuld am Unfall, da Elli und die anderen Insassen ihr voluminöses Hochzeitskleid transportierten und daher nicht wie die anderen Gäste mit dem Flugzeug anreisten. Anstatt ihrer Hochzeit, bekam Elizabeth ein Krankenhausbett neben ihrer schmerzverzehrten Mutter, da diese nach dem Unfall suizidgefährdet war. Reporter verschafften sich in einem unbemerkten Augenblick Zutritt zum Krankenbett der hilflosen Elli und machen ohne Skrupel eine Reportage aus ihrem furchtbaren Schicksal.
Dies alles stellte den Wendepunkt in Elizabeths Leben dar. Die Beziehung mit Stefan hielt sich noch eine Weile, dennoch schliefen sie nur mehr ein einziges mal miteinander, daraus entstand Liza, ihre Tochter. Auch Elizabeths Kindheit und Jugend war nicht einfach. Als sie fünf Jahre alt war verließ Elli, ihre Mutter ihren Mann, es folgten mehrere Stiefväter. Elizabeths Vater heiratete auch noch einmal, mit der neuen Stiefmutter verstand sich Elizabeth überhaupt nicht und brach den Kontakt zum Vater gänzlich ab.
Um all dies zu verarbeiten, besucht Elizabeth mehrmals die Woche ihre Psychotherapeutin Agentia Drescher. Sie leidet an Angststörungen, Zwangsneurosen, einem Kontrollwahn und an einer Essstörung, ihre Gedanken kreisen fortwährend um den Tod. Jeden Augenblick hat sie Angst etwas könnte passieren und sie müsste bald sterben. Deswegen ändert sie auch ständig ihr Testament um immer vorbereitet zu sein. Ihre Panik kann sie nur beim Sex vergessen. Aus Angst, ihren Mann zu verlieren, geht sie auf alle sexuellen Wünsche ihres Mannes ein, der sie sogar regelmäßig mit ins Bordell nimmt. Anfangs ist sie auf die Prostituierten eifersüchtig, wenn sie zusehen muss wie ihr Mann bei einem Dreier mit diesen Sex hat, glaubt aber danach das Recht zu haben auch mit anderen Männern ihr Bedürfnis nach Sex ausleben zu können. Letztlich will sie, dass Georg zustimmt, wenn sie mit seinen Bekannten schläft.
Kritiken und Fazit zum Film „Schoßgebete“
Wer sich nach „Feuchtgebiete“ ausufernden Sex erwartet, wird enttäuscht sein. Im Film „Schoßgebete“ sind zwar ebenfalls Sexszenen zu sehen, diese ordnen sich jedoch dem Hauptthema, nämlich der seelisch zerstörten Elizabeth, unter, deren Schicksal jeden Zuschauer bis ins Mark rührt, noch dazu da einige Ereignisse Parallelen zum Leben der Autorin (Unfalltod zweier Brüder vor ihrer Hochzeit, Todesängste) aufweisen. Es handelt sich um einen Grenzgang des Ertragbaren, das im Film etwas abgemildert und zurückhaltender gezeigt wird.
„Schoßgebete“ lebt vor allem durch die hervorragende Leistung von Lavinia Wilson und der gekonnt inszenierten Zurückhaltung von Jürgen Vogel. Für viele mag die Ehrlichkeit wie hier mit dem Schicksal einer Frau und ihre Folgen umgegangen wird, verstörend wirken.