14. Internationaler Epigraphik Kongress in Berlin
Die Epigraphik ist ein spannendes Themenfeld, da es sich mit etwas beschäftigt, was jeder schon einmal gesehen haben dürfte. Nicht einfach nur beschäftigt sich die Disziplin mit Schrift und Sprache, sondern als Hilfswissenschaft sehr gezielt mit Inschriften. Solche Inschriften, die in früheren Zeiten beispielsweise in Stein gemeißelt worden sind und so die Zeit überdauerten. Ende August 2012 haben sich jetzt in Berlin Vertreter des Faches zum XIV Congressus Internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae getroffen. Oder übersetzt: Zum 14. Internationalen Epigraphik Kongress für Griechisch und Latein. Wert legte man bei diesem Kongress vor allem auch auf den Dialog mit den verwandten Disziplinen wie der Archäologie oder auch der Philologie. Neben dem wissenschaftlichen Austausch bot der Kongress auch genügend Momente, um sich bei sozialen Aktivitäten kennenzulernen.
Die Eröffnung des Epigraphik Kongresses in Berlin
Alle fünf Jahre findet ein solcher Kongress statt. Jetzt in 2012 wurde Berlin als Austragungsort gewählt. Die Eröffnung des Epigraphik Kongresses fand am 27. August im Weltsaal des Auswärtigen Amts statt. Um 17 Uhr begann Stefan Rebenich mit dem Eröffnungsvortrag zum Thema “Berlin und die antike Epigraphik”. An den nächsten Tagen fanden die Sitzungen alle in Räumen der nahegelegenen Humboldt-Universität statt. Der Kalender des Kongresses war vollgepackt mit verschiedenen Programmpunkten, die aber auch mal Zeit für soziale Interaktionen ließen. Etwa beim Empfang am ersten Tag nach dem Eröffnungsvortrag.
Die Plenar- und Sektionssitzungen zu Epigraphik
Am Dienstag ging es gleich um 9 Uhr mit der ersten Plenarsitzung zum Thema “Stadtbild im Wandel” los. Dazu gab es die Vorträge “The Display of Inscriptions in the Athenian Agora” von J. Camp, “Epigraphy in Messene´s public space” von P. Themelis, “Epigraphische Monumente und städtische Öffentlichkeit in der römischen Kaiserzeit” von C. Witschel und “Using civic space: identifying the evidence” von C. Roueché. Es folgten danach die Eröffnung der Posterausstellung sowie die Sektionssitzungen zu den Themen “Infrastruktur und Gesellschaft”, “Das Militär in seiner Welt”, “Inschriften in privaten Räumen”, “Inschriften in der digitalen Welt”, “Forschungsgeschichte” und “Tituli novi”.
Weiter ging es dann am Mittwoch mit einer weiteren Plenarsitzung, die dieses Mal unter dem Thema “Begegnung epigraphischer Kulturen” stand. Folgende Vorträge wurden vorgetragen: “The use of Greek language and script in bilingual and trilingual inscriptions from the Iranian world” von Ph. Huyse, “The Media and Audiences of the Aramaic and Hebrew Inscriptions in Roman Syria and Palestine” von J. Price, “Epigraphy through Five Millennia – the Region of the First Cararact of the Nile” von St. J. Seidlmayer und “The bilingual and trilingual inscriptions in Asia Minor: towards a typological classification and a functional analysis” von Ign.-X. Adiego. Danach gab es Ausstellungsbesuche im FERCAN-Workshop Berlin.
Auch am Donnerstag gab es eine Plenarsitzung. Das Thema unter der Leitung von S. Mitchell war “Epigraphik ländlicher Räume”. Es gab dazu die Vorträge “Epigraphical visions of rural and urban space in Classical and Hellenistic Attica: differences and similarities?” von G. Oliver, “The epigraphy of municipal territoria in Illyricum (with special regard to Pannonia) von P. Kovacs, “Epigrafia rurale e romanizzazione: l´Italia centro-adriatica” von S. Antolini und “Les inscriptions rupestres de langue grecque en Pisidie” von G. Labarre.” Es folgten Sektionssitzungen zu den Themen “Vermessung von Räumen”, “Heiligtümer und Kulte”, “Inschriften und christliche Kulträume”, “Zwiesprache von Lebenden und Toten: Gräber und ihre Inschriften”, “Raum, Bild und Inschrift” und erneut “Tituli novi”.
Am Freitag gab es noch eine weitere Plenarsitzung am Vormittag. Unter der Leitung von S. Orlandi war das Thema “Public Entertainment”. Die Vorträge lauteten “Epigraphie, archéologie et représentations théâtrales à l’époque hellénistique: bilan et perspectives” von B. Le Guen und “Spettacoli anfiteatrali in Oriente e Occidente: reccenti contributi dell`epigrafia” von T. Ritti. Es folgte der Abschlussvortrag “Inschrift und Architektur: Die philosophische Publizistik des Diogenes von Oinoanda” von Jürgen Hammerstaedt.
Das Fach der Epigraphik
Die Epigraphik wird auch als Inschriftenkunde bezeichnet, die sich eben mit Inschriften beschäftigt. Das können ganz unterschiedliche Sprachen auf ganz verschiedenen Materialien sein. So etwa Stein und Holz, Marmor und Glas oder auch Leder und Metall. Ihre Anfänge als modernes Fach hat die Epigraphik bereits seit dem 16. Jahrhundert erlebt, also sehr weit vor der zeit wo Stadtgame das Licht der Welt erblickt hat. Eng verwandt ist die Disziplin mit der Sprachwissenschaft, der Philologie, der Archäologie und der Alten Geschichte. Aufgrund der Vielfalt der Quellen und Sprachen gibt es auch Spezialisierungen. Griechisch und Latein sind sehr weitläufig, ebenso gibt es epigraphische Experten für das Sumerische, Ägyptische, Phönizische oder auch das Arabische.
Fazit zum 14. Internationalen Kongresses für Griechische und Lateinische Epigraphik
Aus Sicht der Veranstalter und Teilnehmer des 14. Internationalen Kongresses für Griechische und Lateinische Epigraphik war die Woche ein voller Erfolg. Es gab sehr viele Plenar- und Sektionssitzungen, in denen unzählige Vorträge gehalten wurden, teilweise auch in unterschiedlichen Sprachen. Einmal mehr hat sich der Reichtum des Faches bewiesen, aber auch die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit mit den verwandten Disziplinen wie der Philologie oder der Alten Geschichte. Informationen zum Kongress gibt es auch aufbereitet unter congressus2012.de zu finden, ebenso lassen sich einige der Vorträge auch online einsehen. 2017 wird der nächste Kongress in Wien stattfinden.