Rückblick auf die 8th International Conference on Cultural Policy Research
Die internationale Konferenz für kulturpolitische Forschung (ICCPR = International Conference of Cultural Policy Research) fand vom 9. bis 12. September 2014 in Hildesheim, Deutschland, statt.
Enstehung und Ziel der ICCPR
Der Kongress hat das erste Mal 1999 mit dem Ziel, ein internationales Netzwerk für die Forscher aus dem Bereich Kulturpolitik zu gründen, stattgefunden und findet seitdem alle zwei Jahre an jeweils drei Tagen statt.
Kulturpolitikforschung hat viele Themenbereiche, deshalb wurde ein 160-seitiger Übersichtskatalog erstellt; gesamthaft haben 453 Personen aus 55 Ländern mit 193 Dokumentationen zum Thema Kulturpolitik beigetragen.
Eröffnungsveranstaltung der 8. ICCPR
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung der 8th International Conference on Cultural Policy Research hat im Theater Niedersachsen stattgefunden. Weil das Programm von einem künstlerischen Leiter realisiert wurde, gab es bei einer locken Atmosphäre zusätzlich eine Lichtshow im kleinen Rahmen, zusammen mit schauspielerischen Einlagen vom Organisationsteams. Es waren über 400 Konferenzteilnehmer aus 60 Ländern vor Ort.
Themen der 8th International Conference on Cultural Policy Research
Es werden ungefähr 200 Vorträge mit einer enormen Themenvielfalt geboten, so etwa die Rolle von der Kultur bei Konflikten, das afghanische Theater auf Europas Bühne oder die Frage, von wem die kulturelle Vergangenheit überhaupt definiert.
Die Vielfalt der Vorträge beinhalten unter anderem den Einfluss der Globalisierung von der Kulturpolitik sowie den Handlungsspielraum von der Kulturpolitik auf die nationalen Kulturen, die länderübergreifende Finanzierung der Kultur mittels Spenden, welche zu Steuererleichterungen führt und die negativen Auswirkungen der Künstlermobilität auf die Lebensweise und Arbeitsgestaltung unabhängiger Künstler.
Ein Vergleich zwischen Deutschland, Afrika und Arabien verdeutliche, dass das deutsche Modell des aktivierenden Kulturstaates nicht auf andere Länder übertragen werden kann. Sowohl in Afrika als auch in Arabien spielt der Staat eine andere Rolle als in Deutschland, die Forschung zum Thema Kulturpolitik steht noch ganz am Anfang.
Künstlerausbildung
Zur Kulturpolitik gehört unter anderem die Künstlerausbildung und -förderung. Es werden Fragen diskutiert, zum Beispiel wer wird ein Künstler und wer nicht, wie wird er ausgebildet und was passiert nach der Ausbildung?
Forschung möglicher Ursachen
Es werden Gründe gesucht, warum die meisten Amateurschauspielerinnen und -schauspieler ohne Ausbildung sind. Am Beispiel von zwei jungen Schauspielerinnen ist festgestellt worden, dass es sich dabei um das Problem der Künstlerförderung handelt: Beide hatten offenbar eine aussichtsvolle Karriere vor sich, diese aber nach dem Schulabschluss aufgegeben, weil sie die Befürchtung vor der finanziellen Situation zu groß war. Die Gesellschaft von Japan ist sehr ehrgeizig, deshalb hat diese Form von Einkommen einen besonders schlechten Ruf. Außerdem werden die Schauspielerinnen geringer bezahlt als ihre männlichen Kollegen.
Hinzu kommt, dass die meisten öffentlichen Zuschüsse zwar die Produktionskosten unterstützen, nicht aber die Lebenshaltungskosten. Allgemein sind in Japan die Arbeitsbedingungen für Schauspieler sehr kritisch. Es gehört zur konkreten Forschung, warum jemand trotz Talent möglicherweise nie professioneller Künstler wurde. Wahrscheinlich werden nur bestimmte Gruppen aus der Gesellschaft Schauspieler, nämlich diejenigen, welche es sich leisten können. Die Kulturpolitik muss sich deshalb fragen, ob Künstlern sein ein Privileg für die oberen Schichten ist, oder ob am Abbau dieses Kriteriums gearbeitet werden muss.
Prägung durch Veränderungen
Wie werden die Künstler und die Gesellschaft durch die politischen und sozialen Veränderungen geprägt? Hierzu werden Erkenntnisse bezüglich dem Einfluss der kulturellen Identität und den Werten auf die Kulturpolitik, insbesondere in Bezug auf die künstlerische Professionalisierung erläutert. Von ostdeutschen Künstlern wird Identität, Motivationen und Karriereentwicklungen untersucht, welche die Deutsche Einheit erlebt haben. Diese stehen dem Kunstmarkt im Vergleich oftmals kritisch gegenüber und fühlen sich in erster Linie der eigenen künstlerischen Qualitäten verpflichtet. Wer eine lange Karriere und ein großes Durchhaltevermögen hat, gilt als erfolgreich und deshalb stellen viele Künstler bereits zu Lebzeiten ihr Archiv zusammen, kaufen zurück oder werden gar zerstört.
Identitätsforschung
Aus der Identitätsforschung soll ein Arbeitsrahmen für kulturpolitische Arbeit geschaffen werden. Die Instrumente der Kulturpolitik haben bisher die Entwicklung von Künstlerkarrieren nicht gefördert, deshalb sollen die Identitäten für die Fördermittel überdacht werden.
Künstler müssen aber nicht nur verwöhnt und gefördert werden, man kann von Ihnen auch lernen.Dazu wurde in grenzfälligen Projekten untersucht, warum zum Beispiel avantgardistische Kunst, Indien- und Alternativkultur ein Teil von der australischen Mainstream Kultur werden konnten.
Einige stehen der kommerziellen Kultur sympathisch gegenüber und gehen nicht davon aus, dass der finanzielle Erfolg mit dem „Ausverkauf“ der Werte gleichgesetzt ist. Trotzdem stellen sich die Forscher die Aufgabe, die kulturelle Qualität nicht immer einfach, sondern kritisch zu prüfen.
Fazit zur 8. International Conference on Cultural Policy Research (ICCPR2014)
Die Konferenz war sowohl inhaltlich, wie auch von der Organisation her perfekt gestaltetet. Die Lockerheit der jungen Wissenschaftler und die Themenvielfalt haben begeistert. Es ist vor allem der internationale Dialog entscheidend, wenn es darum geht, die Perspektiven zu erweitern und neue Ansätze zu finden. Der Weltkongress wird 2016 erstmals in Asien an der Sookumyung Women’s University stattfinden.