Die 40-jährige Geschichte des digitalen Solitaire

Als Atari 1981 das erste Solitaire-Computerspiel veröffentlichte, nahm davon kaum jemand Notiz. Genaue Verkaufszahlen sind zwar nicht bekannt. Aber vermutlich haben nie mehr als ein paar tausend Computernerds der ersten Stunde den Titel ausprobiert.

Die 40-jährige Geschichte des digitalen Solitaire

Heute, mehr als 40 Jahre später, ist digitales Solitaire ein Klassiker. Es dient Menschen auf der ganzen Welt als Gehirnjogging, Zeitvertreib oder Ablenkung vom langweiligen Büroalltag. Während andere Spiele kommen und gehen, ist die Anziehungskraft von Solitaire ungebrochen. Ein Rückblick.

Solitaire ohne Karten: Die 1980er

Das erste digitale Solitaire-Spiel hat die Welt keinem professionellem Entwicklungsstudio zu verdanken, sondern einem Hobby-Programmierer. Mark Reid schrieb das Programm 1981 für das Atari Exchange Program. Besitzer eines Atari-8-Bit-Computers konnten es anschließend über den Versandkatalog der bekannten Videospiel-Firma bestellen.

Für die damalige Zeit war das Spiel revolutionär, aus heutiger Sicht wirkt es natürlich antiquiert. Kaum zu glauben: In dieser ersten Version gab es nicht einmal Karten. Das Spielfeld war eine Tabelle, in der nur die Symbole der Karten angezeigt wurden. Die Bedienung erfolgte per Joystick.

Etwas nutzerfreundlicher sah da schon die MacIntosh-Version von 1984 aus. Sie war nicht nur das erste Kartenspiel Variante mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Sie führte auch viele der Features ein, die wir heute beim Solitaire als selbstverständlich ansehen. Das wichtigste davon ist wohl die Möglichkeit, Karten per Drag-and-Drop zu verschieben.

1990: Der große Durchbruch

Klassisches Solitaire Der große Durchbruch des digitalen Solitaire kam allerdings 1990. Microsoft suchte damals nach Möglichkeiten, Nutzer an die neuartige Bedienung mit einer Maus zu gewöhnen. Sie sollten lernen, auf Objekte zu klicken und Sie zu verschieben. Das einfache Kartenspiel, das ein Praktikant in seiner Freizeit geschrieben hatte, schien dazu eine ideale Möglichkeit zu sein.

Wes Cherry hatte in seiner Jugend Klondike Solitaire auf dem MacIntosh gespielt und hatte zum Spaß seine eigene Version erschaffen. Ein Manager bei Microsoft sah das Programm und beschloss, es als Teil des Betriebssystems Windows 3.0 zu veröffentlichen. Damit landete es auf einen Schlag auf dem PC von Millionen von Nutzern.

Das Spiel fand so großen Anklang, dass für Windows 98 eine erweitere Spielsuite mit vielen unterschiedlichen Solitaire-Varianten entwickelt wurde. Auf diese Weise wurde Microsoft Solitaire auf Computern in der ganzen Welt verbreitet. Trotz des ungeheuren Erfolgs erhielt Entwickler Cherry keine Bezahlung für seine Arbeit. Laut eigenen Angaben auf Reddit hat ihn das aber nie gestört.

Die Jahrtausendwende: Kontroverse und Ehrungen

Schon bald zeigte sich, dass der Erfolg des Spiels auch seine Schattenseiten hatte. Nutzerdaten zeigten, dass Solitaire schnell zu den meistgenutzten Programmen auf Windows-PCs gehörte – deutlich vor Office-Programmen wie Word und Excel. Das ließ nur einen Schluss zu: Angestellte in Büros auf der ganzen Welt verbrachten unglaublich viel Zeit damit, Karten zu verschieben, anstatt zu arbeiten. Um die Jahrtausendwende fragten sich einige Ökonomen deshalb, ob Computer die wirtschaftliche Produktivität unterm Strich nicht sogar senken, anstatt sie zu erhöhen.

Unterdessen wurde das beliebte Solitärspiel von Microsoft immer öfter kopiert. Nintendo veröffentlichte 2005 eine Variante des Spieles für die Handheld-Konsole Nintendo DS. Und auch im Internet waren auf Portalen für Browsergames zahlreiche Nachahmungen zu finden. Dabei handelte es sich nicht immer um einfache Klone. Viele Entwickler bemühten sich, das Spiel nach und nach zu verbessern. So entstanden nach und nach neue Features und neue Spielvarianten, die das Solitairespielen im Internet heute so abwechslungsreich machen.

Ende der 2010er Jahre waren die alten Kontroversen um digitales Solitaire dann vergessen. Smartphones, Social Media und Mobile Gaming hatten sich als neue, viel umfassendere Zeitfresser etabliert. Und als Microsoft nach über 20 Jahren das vorinstallierte Solitaire für Windows 8 strich, machte sich vor allem Nostalgie breit. Fans können das Spiel aber weiterhin aus dem Windows Store herunterladen. Der 25. Geburtstag von Microsoft Solitaire wurde mit einem Twitch-Stream vom Microsoft-Campus gefeiert. Und 2019 wurde das Spiel in die World Video Game Hall of Fame aufgenommen.

Solitaire-Spiele in den 2020ern

Solitaire am Smarthone Spielen Heute ist die Solitaire-Szene lebendiger denn je. Mehr als 500 Millionen Menschen aus allen Ländern der Welt spielen die digitale Variante des Kartenspiels. Es gibt zahlreiche Solitaire Spiele zur Auswahl und mit der Zeit kommen immer mehr dazu. Neben dem klassischen Klondike-Solitaire sind zum Beispiel Spider Solitaire, FreeCell und Yukon Solitaire beliebte Abwandlungen.

Das Gameplay, das ebenso einfach wie bewährt ist, wird dabei kaum abgewandelt. Es gibt aber viele neue Möglichkeiten, das Solitaire-Spielen angenehmer und abwechslungsreicher zu gestalten. Wenn es einmal nicht weitergeht, gibt das Programm hilfreiche Tipps. Die Bedienung und das Aussehen der Karten lassen sich anpassen. Und wer seine Partie unterbrechen muss, kann bei vielen Programmen den Zwischenstand speichern. Mit der Zeit ist das digitale Solitaire erwachsen geworden und hat sich von einem Hobby-Programm zu einem vollwertigen Videospiel entwickelt.

Und natürlich wird in den 2020ern nicht mehr nur auf dem PC gespielt. Die meisten Menschen spielen Solitaire heute auf dem Smartphone. Zuhause auf dem Sofa, unterwegs im Bus – und vielleicht auch in der Arbeit, während der Chef sich im Zoom-Meeting mal wieder den Mund fusselig redet. Es gibt eben Dinge, die ändern sich nie.

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