Der lange Weg zum großen Finale von Daniel Craigs James Bond
Am 12. November dieses Jahres soll der fünfte und letzte James-Bond-Film mit Daniel Craig in der Hauptrolle in die deutschen Kinos kommen. Die Probleme begannen bereits, noch bevor dieser auch nur am Papier konzipiert war. Die Dreharbeiten zum Vorgänger „Spectre“ waren derart anstrengend gewesen, dass der Hauptdarsteller bereits vor dem Kinostart damals lauthals verkündete, keine Lust mehr zu haben. Ganz im Gegenteil, der Engländer schloss einen weiteren Film mit ihm in der Hauptrolle kategorisch aus.
Rücktritt vom Rücktritt
Da begannen bei den Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson, die Alarmglocken zu läuten. Schließlich wollte man seinen „Goldesel“ nicht so einfach ziehen lassen. Was folgte, waren jahrelange Gespräche, die in einer Zusage für einen weiteren und letzten Auftritt des Schauspielers in seiner Paraderolle endeten. Die Gage von 50 Millionen Pfund dürfte das Ihre dazu beigetragen haben. Doch damit sollten die Schwierigkeiten in der Umsetzung erst beginnen.
Nachdem Oscar-Preisträger Sam Mendes die beiden letzten Bond-Filme auf ausdrücklichen Wunsch von Daniel Craig realisiert hatte, präsentierten die Produzenten für „Keine Zeit zu sterben“ ein neues Schwergewicht. Kein Geringerer als Danny Boyle sollte beim letzten Daniel Craig-Abenteuer als Geheimagent die Hand anlegen. Der hatte in der Vergangenheit schon zahlreiche Filmgenres revolutioniert und gemeinsam mit Daniel Craig sensationelle Szenen bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in London kreiert. Gerade daran krankt das Action-Genre seit Jahren massiv, wie man beispielsweise in einem Film wie „S.W.A.T. – Die Spezialeinheit“ deutlich sehen kann. Doch die Zusammenarbeit des britischen Duos platzte. Offiziell hieß es, dass die Produzenten mit dem Drehbuch nicht einverstanden gewesen wären. Inoffiziell soll es zwischen Boyle und Craig Krach gegeben haben, weil der Hauptdarsteller angeblich nicht mit der Neuausrichtung seiner Rolle einverstanden war. Es kam zu einem völligen Neustart.
Im Zuge dessen kam Cary Joji Fukunaga als Regisseur an Bord, das Drehbuch wurde von den Bond-Stammautoren überarbeitet. Doch damit waren die inhaltlichen Probleme noch immer nicht gelöst. Daher entschloss man sich zur Verpflichtung der Dramatikerin und Drehbuchautorin Phoebe Waller-Bridge. Diese hatte mit ihren Serien „Fleabag“ und „Killing Eve“ großes Aufsehen erregt und sollte nun den Bond-Büchern einen moderneren Touch verleihen. Wichtig dabei war, dass mit ihrem Engagement aktuelle Themen, wie der Umweltschutz in all seinen Ausprägungen oder die Me-Too-Debatte in der Geschichte ihren Platz finden. Ob das gelungen ist, werden die Fans voraussichtlich am Ende des Jahres erleben. Für den Hauptdarsteller selbst bedeutet dies das Ende einer Ära, die nicht immer von gegenseitiger Zuneigung geprägt war. Craig sah sich bereits bei seiner ersten Präsentation massiven Gegenwind ausgesetzt.
Schwerer Start
Die Präsentation des neuen James-Bond-Darstellers Daniel Craig im Jahr 2005 wurde von zahlreichen Problemen begleitet. Als die Produzenten ihren neuen Star der internationalen Presse vorstellten, war das Gelächter groß. Craig saß mit Schwimmweste in einem Schnellboot auf der Themse und steuerte zu allem Überfluss das Boot nicht einmal selbst, wie der Tagesspiegel berichtete. Als dann auch noch bekannt wurde, dass Craig während der Dreharbeiten Probleme mit der Schaltung des Aston Martins hatte, war die Häme groß. Ein Flop seines ersten Auftritts in „Casino Royale“ schien unausweichlich.
Doch der blonde Engländer strafte alle Kritiker Lügen und legte ein Debüt hin, das sich in die Geschichte der besten Bond-Filme nahtlos einreihte. Er glänzte nicht nur in nie gekannten Actionszenen, sondern zeigte gekonnt vor, wie man sich perfekt gekleidet im Casino bewegt. Das will etwas heißen, schließlich hatte Ur-Bond Sean Connery Filme wie „Diamantenfieber“ zu einem fixen Bestandteil der Popkultur gemacht. Dessen Eleganz und Coolness beim Kartenspielen schien bis dahin unerreichbar zu sein. Doch Craig bewies in „Casino Royale“, dass die Wahl der Bond-Produzenten goldrichtig gewesen war.
Seine Präsenz und seine Ausstrahlung sollten die finanziell erfolgreichsten Bond-Filme aller Zeiten hervorbringen. Es gelang ihm, der Rolle erstmals charakterliche Tiefe zu verleihen, seine Neuinterpretation des Geheimagenten bugsierte James Bond endgültig in das neue Jahrtausend. Gleichzeitig mit seinem Erfolg wuchs auch der Einfluss, den Daniel Craig auf die Produktionen nehmen konnte. Während sein Vorgänger Pierce Brosnan mehr oder minder unfreiwillig den Dienst quittierte, wurde Craig im Laufe der Jahre unverzichtbar. Das zeigte sich auch bei der Entstehung von „Keine Zeit zu sterben“.
Die zahlreichen Probleme bei der Produktion haben mittlerweile zu insgesamt vier Verschiebungen des Kinostarts geführt. Dieser soll nun am 12. November 2020 über die Bühne gehen. Damit kommt „Keine Zeit zu sterben“ rund ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Termin in die Kinos. Der Titelsong stammt von Pop-Wunder Billie Eilish. Neben Daniel Craig kommt wieder die gewohnte Stammbesetzung der letzten Filme zum Einsatz. Die französische Schauspielerin Léa Seydoux kehrt ebenso wieder zurück, wie Christoph Waltz als Ernst Stavro Blofeld. Oscar-Preisträger Rami Malek ist erstmals wieder nach seinem Triumph in „Bohemian Rhapsody“ auf der Kinoleinwand zu sehen. Er soll in der Rolle des Bösewichts die umfassende Geschichte aller Daniel Craig Bond-Filme zu einem befriedigenden Ende führen. Für den Hauptdarsteller bedeutet das Ende seiner Karriere als Geheimagent, dass er zukünftig auf die gefürchteten Diäten verzichten kann. Vielleicht kann er sich zu unerwarteten Projekten aufraffen. Gerade der englische Film bietet dazu reichlich Gelegenheit, wie „Absolutely Fabulous: Der Film“ mit seinen kultigen Hauptdarstellerinnen und ihren schrägen Witzen, ihrem übertriebenen Lebensstil und den nie endenden Partys beweist.