Der die Tollkirsche ausgräbt
„Der die Tollkirsche ausgräbt“ spielt im Jahr 1918. Der Kaiser muss nach dem verlorenen Krieg abdanken. Cecilies Familie hat durch Kriegsanleihen ihr gesamtes Vermögen verloren. Um die finanzielle Situation aufzubessern, beschließt Cecilies Vater, sie mit dem wohlhabenden, aber tollpatschigen Alfred zu verheiraten.
- FSK 6
- Sparagna, Emilia, Urlacher, Max, Bach, Christoph (Actors)
- Potente, Franka (Director)
- Audience Rating: Freigegeben ab 6 Jahren
Als die Familie zum Kaffee trinken im Garten sitzt, sehen sie ein Stück Mullbinde aus der Erde ragen. Der Hund der Familie fängt an zu graben und sie entdecken einen Körper. Nachdem sie ihn auswickeln, erwecken sie einen Punk mit Piercings und in ungewöhnlicher Kleidung zum Leben. Für Cecilie ein Geschenk des Himmels, denn sie verliebt sich in ihn. Endlich sieht sie einen Ausweg ihre Hochzeit zu verhindern.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte
Der deutsche Film aus dem Jahr 2006 stammt von der Autorin und Schauspielerin Franka Potente, bekannt aus „Lola rennt“ von Regisseur Tom Tykwer. Für die Potente, die auch in Hollywood Erfolge feierte ist „Der die Tollkirsche ausgräbt“ ihr Debüt als Regisseurin. Die Komödie in Schwarzweiß gehalten ist der Zeit des Stummfilm Kinos nachempfunden. Bis auf einen Charakter sprechen die restlichen Protagonisten nur über eingeblendete Texttafeln. Das Drehbuch schrieb die Autorin innerhalb von drei Tagen.
Stefan Arndt, einer der größten Persönlichkeiten der deutschen Filmindustrie, übernahm mit X-Filme Creative Pool in Zusammenarbeit mit Warner Bros. die Produktion. Eindrucksvoll untermalt wurde die Komödie von Orchester Babelsberg mit Kompositionen von Schneider, Petsche und Rotthoff. Kein anderer als der international bekannte Frank Griebe übernahm die Kameraführung.
Das Schauspielerensemble bestand aus Teresa Harder, Justus von Dohnány, Emilia Sparagna, Max Urlacher und Christoph Bach. Gedreht wurde in Berlin und in Brandenburg. Premiere feierte „Der die Tollkirsche ausgräbt“ auf der Berlinale 2006 mit einer Laufzeit von 43 Minuten und einer FSK von 6 Jahren.
Zusammenfassung & Story vom Film „Der die Tollkirsche ausgräbt“
Atropa Belladonna oder die Tollkirsche ist ein lange bekanntes Zaubermittel für Liebende. Nach wie vor gilt es in den südlichen Ländern, als ein Mittel mit überirdischen Kräften. Doch grabe die Wurzel nie vor Mitternacht aus und hüte dich vor dem Dämon, der sie bewacht. Sonst wird er dich in die Tiefe ziehen…
Deutschland 1918. Der erste Weltkrieg ist verloren. Der deutsche Kaiser Wilhelm II muss von seinen Regierungsgeschäften zurücktreten und sich der Demokratie beugen.
Cecilie, Tochter aus wohlhabendem Hause und ihre kaisertreue Familie hat durch den Kauf von Kriegsanleihen ihr gesamtes Vermögen verloren. Um wieder einen gewissen Standard zu erreichen, beschließt der Vater Cecilie mit dem trotteligen, aber reichen Alfred zu verheiraten. Sie zeigt zwar ihren Unmut über die Verbindung, muss sich aber dennoch fügen.
Am Tag vor der Hochzeit sitzt die Familie gemütlich im Garten zu Kaffee und Kuchen. Der Foxterrier Wilhelm leistet ihnen Gesellschaft. Plötzlich entdeckt er im Garten ein aus der Erde ragenden weißen Stoff. Neugierig beäugt die Familie das Fundstück des Vierbeiners und beschließt es auszugraben. Nachdem sie das in den Stoffballen gewickelte „Etwas“ aus dem Boden heben und es mit gemeinsamen Kräften auswickeln, steht plötzlich ein Punk aus dem 21. Jahrhundert vor ihnen.
Doch wie sollen sie sich verständigen? Während der in die Vergangenheit reisende sprechen kann, ist es Cecilies Familie zur Zeit des Stummfilms nicht möglich zu reden. Also ist nur durch Gesten, Berührungen und optischen Wahrnehmungen eine Verständigung möglich.
Die Familie berät sich und beschließt dieses aus einer anderen Welt kommende Wesen genauer zu untersuchen. Auffallend ist das der Punk ein T-Shirt mit einer Krone trägt. Was liegt da nicht näher, als das er von Kaiser Wilhelm gesandt worden ist, um über das Land zu regieren.
Und für Cecilies Vater besonders erfreulich, der junge Mann trägt ein Pornoheft bei sich. Kein Wunder also, dass der Punk ihm sympathisch ist. Steht doch in seinem Keller eine Popo-Klatschmaschine.
Je näher Cecilie den aus der Zukunft kommenden kennenlernt, umso stärker werden ihre Gefühle für ihn. Sie sieht endlich einen Ausweg, um die Eheschließung mit Alfred zu vermeiden. Doch dazu muss sie durch den unheimlich anmutenden Wald. Denn nur mit einer um Mitternacht ausgegrabenen Tollkirsche kann sie einen Zaubertrank bereiten, der Liebende für immer verbindet.
Allerdings weiß Cecilie nicht, dass diese Pflanze von einem Dämon bewacht wird. Und wäre nicht ihr treuer Hund gewesen, hätte das Ungeheuer sie verschlungen. Während das Liebespaar im Garten ihr Glück findet, mutiert Cecilies Vater zum Hahn. Und wie sollte es anders sein? Der Unglücksrabe landet im Kochtopf der Familie.
Kritiken und Fazit zum Film „Der die Tollkirsche ausgräbt“
Ein langgehegter Wunsch ging für Franka Potente mit ihrem Filmdebüt „Der die Tollkirsche ausgräbt“ in Erfüllung. Die Handlung der Geschichte beginnt in der Zeit des Stummfilms 1918. Potente versteht es geschickt die damalige Zeit mit der Modernen zu verbinden.
Für Cecilie steht eine Heirat mit dem ungeliebten Alfred an. Da taucht glücklicherweise ein Mann aus einer anderen Welt auf, ein interessanter Kerl aus dem Jahr 2005 und eine Mumie aus ihrem eigenen Garten. Und er wird zum Liebling der Familie und ein ernsthafter Konkurrent für den armen Alfred.
Mit fantastischen Kostümen von Ingrid Buhrmann und bleich geschminkten Protagonisten gelingt es Potente den Zuschauer zu faszinieren und die Zeit des Stummfilms in die Gegenwart zu holen. Neben dem dramatischen Spiel der Hauptdarsteller durch Gestik und Mimik zeigte auch Frank Griebe, dass er sein Fach beherrscht. Mit Kreisblenden, holpernden Sequenzen, Kratzern und mit Schattenbildern versetzt er das Publikum ins Staunen. Perfekt auch die eigens komponierte Filmmusik, beeindruckend gespielt von dem Orchester Babelsberg.
Bewertet wurde der Film als mittelmäßig. Zwar überzeugt „Der die Tollkirsche“ ausgräbt mit guten Bildern und guter musikalischer Untermalung. Kritisiert wurde zum einen der Punk, der durch die Sprache die stumme Atmosphäre stört und zum anderen, dass der Film das gewünschte Slapstick-Niveau nicht erreicht. Kurz gesagt, eine nette Komödie zur abendlichen Unterhaltung für Fans des Stummfilms.