Corona und Wetten: Es wird genauso viel gewettet wie 2019
Die Corona Krise hat in allen Bereichen Ihre Spuren hinterlassen. Natürlich hat sich das auch in der Sportwetten Industrie bemerkbar gemacht. Herr Michael Quatember ist Vorstand des Sportwetten-Anbieters Bet at Home und gibt Auskunft über das Geschäft während der Pandemie.
Umsprung auf andere Wettangebote
Durch die Corona Krise konnten viele sportliche Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden. Entsprechend eingeschränkt war somit auch die Auswahl an Sportwetten. Viele Fans von Sportwetten sind jedoch den Anbietern weiterhin treu geblieben und haben entsprechend der noch vorhandenen Möglichkeiten genutzt. Besonders wichtig waren hierbei Tischtennis, e-Sports Angebote und die online Casinos der Wettanbieter. Bet at Home hat es so dennoch geschafft das Eigenkapital zu erhöhen und hat weiterhin keine Verbindlichkeit. Durch die Vielfalt der Angebote konnte der Vorstand trotzdem ein positives Fazit ziehen.
Einen konkreten Überblick über den Verlust bzw. den Gewinn kann man jedoch nicht genau aufstellen. Hierbei ist es so, dass sich die Phase der hohen Einnahmen in die sonst eher sportarmen Monate im Sommer verschoben hat. Gerade im Juni bis September, wenn die Fußball Bundesliga grundsätzlich in der Sommerpause ist, machen die Buchmacher generell weniger Umsatz, da die Nachfrage entsprechend geringer wird. Mit der Fortsetzung wurden jedoch genau diese Monate zu umsatzstärkeren Monaten.
Geisterspiele haben keinen Einfluss auf das Wettverhalten
Für viele Sportfans sind die Geisterspiele ein klarer Punkt, weshalb die Wideraufnahme der Sportveranstaltungen nicht so attraktiv ist wie der Sport davor. Durch die emotionale Seite der Fans bekommen Spiele oft einen ganz besonderen Reiz und können dadurch sogar mitbestimmt werden. Was die Sportwetten betrifft, so kann man allerdings sagen, dass die Geisterspiele das Wettverhalten nur sehr gering beeinflussen. Der Vorstand Michael Quartember sagt diesbezüglich, dass der Wettumsatz während der Fortsetzung der Bundesliga nach der Corona Pause durchschnittlich so hoch war wie im Jahr davor auch. Die Sportfans haben sich daher von der Pandemie weitestgehend nicht beeinflussen lassen und waren weiterhin bereit die gleichen Geldsummen zu investieren wie im Jahr davor.
Bet at Home nicht europaweit verfügbar
Neben der Corona Krise hat das Unternehmen derzeit noch eine weitere Herausforderung die es annehmen muss. In Polen wurde 2017 ein neues Gesetz beschlossen, dass die polnischen Anbieter schützen soll, sodass diese einen höheren Stellenwert in Polen erreichen. Durch dieses Gesetz wird der Anbieter Bet at Home in Polen ausgeschlossen und hat dort sehr viele Kunden verloren. Jedoch sieht man darin einen Verstoß gegen das EU Recht. Hier möchte man auch dagegen vorgehen und hat juristische Schritte eingeleitet. Der Fall wird nun vom obersten polnischen Verwaltungsgericht geprüft. Bis eine finale Entscheidung in diesem Prozess fällt, kann es jedoch noch dauern.
Ein weiteres europäisches Land in welchem Bet at Home nicht mehr angeboten werden darf, ist die Schweiz. Dort gibt es ein Gesetz nach welchem nur physisch lizenzierte Anbieter online Glücksspiel anbieten dürfen. Da Bet at Home jedoch ein reines Online Unternehmen ist, erhalten sie in der Schweiz keine Lizenz. Dieser Fall wird vor das Schweizer Verfassungsgericht gehen. Dies ist ein weiterer Kampf, den es für Bet at Home zu bewältigen gibt. Die Auswirkung dieser Einschränkung macht sich auch an der Aktie bemerkbar, welche seither stark verloren hat. Positiv sind hingegen die Entwicklungen in Deutschland für den Anbieter, welche die Anbieter weiterhin liberalisieren.
Vermarktung als Bundesliga Werbepartner
Ein weiterer Grundstein des Erfolgs eines Wettanbieters ist die Vermarktung in der deutschen Bundesliga und Co. Die Anbieter von Bundesliga Wetten und Co. müssen präsent sein und viel Werbung machen, um die Kunden anzusprechen und möglichst viele zu gewinnen. Aufgrund der hohen Anzahl an Wettanbietern die es derzeit auf dem Markt gibt, ist der Konkurrenzkampf sehr stark.
Gute Werbepartner sind daher besonders wichtig um sich als Unternehmen in die Öffentlichkeit zu bringen und auf sich aufmerksam zu machen. Dementsprechend bitter war es für Bet at Home als sie 2018 nicht mehr Trikotsponsor des Bundesligisten Hertha BSC Berlin waren. Der Grund hierfür war rein finanziell, dennoch hätte man das Sponsoring in der Fußball Bundesliga gerne verlängert. Weiterhin bestehen blieb hingegen das Engagement beim Bundesligisten Schalke 04. Hier läuft der Vertrag zwar auch ab, jedoch befindet man sich in Gesprächen und ist gewollt auch hier eine Einigung zu erzielen.
Neuer Modus der Champions League
Eine weitere Neuerung die aufgrund von Corona beschlossen werden musste, war die Änderung der Modi der Champions League und der Europa League. Statt wie gewohnt mit Hin- und Rückspiel wurden die Spiele nun in sehr kurzen Abständen und jeweils nur durch ein Spiel auf neutralem Boden ausgespielt. Für viele Sportfans hat dieser Modus einen ganz besonderen Reiz, da man nun direkt eine Entscheidung hat und nicht nach dem Schlusspfiff noch auf das Rückspiel warten musste. Überraschungen waren so auch wieder wahrscheinlicher, da in einem Spiel alles möglich ist und der vermeintliche Außenseiter so eine höhere Chance haben dürfte.
Aufgrund dessen, dass ein Spiel wegfällt, verringern sich jedoch auch die Einnahmen der Buchmacher. Die Umsätze bei einem einzelnen Fußballspiel sind zwar sehr stark, jedoch bei Hin- und Rückspiel fällt dieser definitiv höher aus. Michael Quatember von Bet at Home sieht diesen Verlust jedoch nicht so tragisch und freut sich stattdessen, dass überhaupt gespielt werden konnte. Somit ist der Verlust immer noch geringer, als wenn die internationalen Wettbewerbe abgesagt worden wären. Auch die kurze Dauer der Wettbewerbe findet der Vorstand sehr vernünftig.